Gedanken sind frei

Von edith-aleit

Oktober 1, 2020

Freiheit, Gedanken, Gedicht

2007

Wer Augen hat sie zu sehen
Zu erkennen ihre Gestalt
Deren Substanz feiner ist als Luft
Sieht große und kleine
Schmächtige und gewaltige
In allen denkbaren Farben
Manche schlank und pfeilschnell
Andere schwer und gewichtig
Sie fliegen über dich hinweg
Und hinterlassen in deiner Aura
Ihren sanft schimmernden Abglanz
Der ebenso rasch verschwindet
Wie deine Spuren im Sand
Kannst du sie nicht schnell fassen
Erinnerst du nur noch Bruchstücke
Mit mangelnder Sinnhaftigkeit –
Ach, dein Schädel ist ihnen kein Hindernis
Da sie aus dem gleichen Stoff gewebt sind
Wie dein Verstand, dein Geist
Nur unvergleichlich beweglicher
Lassen sie sich weder fangen noch halten
Und gar mancher
Erscheint dir wie ein leuchtender Blitz

Schnell, schick deine Erinnerung hinterher
Von seinem Abdruck ein Foto zu machen
Beeil´ dich
Denn gar zu schnell ist er verschwunden
Und lacht dich beim Davoneilen aus
Sie sind ja nicht persongebunden
Sind ja frei
Können jeden beglücken
Oder erschrecken

Erfassen läßt sich immer nur ihr Abbild
Niemals sie selbst
In ihrer Geschwindigkeit erwecken sie den Eindruck
Zur selben Zeit an verschiedenen Orten zu sein
Und Menschen irgendwo
haben zur selben Zeit
den selben Gedanken

Beitragsbild: Quelle

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